Eine stolze Zahl
Seit 50 Jahren erlernen junge Sportler beim LSV 1971 Ilmenau das Leichtathletik-Einmaleins. „Im September 1971 betraten wir das erste Mal die Karl Zink-Schule in Ilmenau, um mit sportbegeisterten Kindern das kleine und große Einmaleins der Leichtathletik zu studieren“, hatte sich Freyja Johren vor zehn Jahren erinnert, als man den 40. Vereinsgeburtstag groß feierte. Lehrer Gunter Christ suchte 1971 jemanden, welcher sich in einer Arbeitsgemeinschaft Leichtathletik engagierte.
Das Ehepaar Freyja und Wolfgang Johren staunte nicht schlecht, als sich damals gleich 40 Kinder für das neue Sportangebot fanden. Im Laufe der Jahrzehnte sind viele weitere dazu gekommen. Rund 1200 Sportler haben in den mittlerweile 50 Jahren beim Leichtathletiksportverein 1971 Ilmenau ihren Spaß an der Leichtathletik entdeckt. Einige schafften den ganz großen Sprung. Gabi Brückner war 1978 die erste Sportlerin, die an das Bezirkstrainingszentrum Meiningen delegiert wurde.
Anja Gündler, später Möllenbeck, wechselte 1985 zur Sportschule. 1991 wurde sie mit dem Diskus Junioreneuropameisterin, 1993 Weltmeisterschaftsfünfte und 1996 Elfte der Olympischen Spiele von Atlanta. Sprinterin und Hürdenläuferin Christin Senkel wechselte nach einigen Medaillenrängen bei Deutschen Jugendmeisterschaften als Anschieberin zum Bobfahren und schaffte es dort bis zu Olympia. Kevin Geishendorf gehörte einst im Finn Schwimmen der Jugendnationalmannschaft an.
Dankbarkeit und Respekt
Eigentlich wollte der Verein seinen 50. Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür feiern, auf die Geschichte zurückblicken, Ehemaligen die Gelegenheit zum Treffen geben und auch um neue Mitglieder werben. Corona bedingt musste die Veranstaltung leider abgesagt werden.
Das 50-jährige Bestehen bedeutet jedoch für den Traditionsverein nicht nur einen Rückblick, sondern auch einen Neuanfang. Bis Anfang des Jahres hatte Wolfgang Johren den Verein geleitet, gesundheitlich angeschlagen verstarb er im Sommer dieses Jahres und konnte leider das Jubiläum nicht mehr miterleben.
Jedoch musste es für den Verein weitergehen. Bereits im März wurde Rose-Marie Müller zur neuen Vorsitzenden gewählt. Norbert Wagner fungiert weiterhin als ihr Stellvertreter. Mit „Dankbarkeit und Respekt“ schaue man auf das, was das Ehepaar Johren in den letzten fünf ]ahrzehnten geleistet hat, betonen sie.
Denn auch wer es nicht bis zur Sportschule schaffte, lernte viel beim Ilmenauer Trainerteam, zu dem schon bald weitere Übungsleiter wie 1976 Gerhard Mußmacher, 1978 Norbert Wagner, 1981 Heike Mocros und Dieter Kühn, 1982 Rose-Marie Müller sowie 1983 Jürgen Schlegel stießen. Einige von ihnen sind auch heute noch dabei. Der Vereinsname hat sich in den 50ig Jahren hingegen mehrmals geändert: Von BSG Dynamo über BSG Chemie IW Ilmenau bis zum Nach-Wende LSV 1971 Ilmenau. Die Begeisterung für die Leichtathletik aber ist bei allen engagierten Trainern, Vorstandsmitgliedern und Sportlern immer groß geblieben.
Beliebte Wettkämpfe
Dazu gehörte auch das Ausrichten von Wettkämpfen. 1980 wurde der Ilmenauer Hochsprung mit Musik ins Leben gerufen. 20 Jahre lang gab es dort gute Leistungen.1997 startete dann das Bambino-Sportfest, das vor einigen Jahren von einem Lauf-und Sprung-Meeting abgelöst wurde. Zudem richtete der LSV jährlich die Kreishallenmeisterschaften aus. In den Jahren 1999 und 2007 wurde der Verein für sein Engagement mit dem Goldenen Band der Thüringer Sport jugend ausgezeichnet.
„Zu Spitzenzeiten hatte der Verein 120 Mitglieder“, blickt Rose-Marie Müller zurück. „Da wollen wir wie- der hin.“ Aktuell zählt der LSV 1971 Ilmenau gut 90 Mitglieder. Dass nicht nur viele Sportler trotz des Corona-bedingten langen Trainingsausfalles die Treue hielten, sondern auch 35 neue Kinder in den letzten Monaten den Weg in den Verein fanden, freut die Vorsitzende besonders. Ebenso das neue Übungsleiter gewonnen werden konnten und ehemalige Athleten zurzeit Lehrgänge für den Erwerb der Trainerlizenz absolvieren, um sich auch weiter im Sport zu engagieren.
„Wir blicken jetzt nach vorn“, sagt Rose-Marie Müller, schrittweise soll der Verein neu aufgestellt und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden.
Neue Mitglieder
„Nächstes Jahr werden wir auch wieder bei Wettkämpfen antreten“, kündigte sie zudem an: Wie sehr die Kinder und Jugendlichen den Wettstreit mit anderen vermissten, zeigte sich im September beim vereinsinternen Sportfest. Allen war die Begeisterung anzumerken, endlich wieder zeigen zu können, wie gut man im Laufen, Springen und Werfen ist. „Wir können uns auch vorstellen, in Zukunft in unserem schönen Ilmenauer Hammergrundstadion eigene Wettkämpfe auszurichten“, sagt Norbert Wagner.
Der Verein bietet allen im Alter von sechs bis 95 Jahren – wobei ausdrücklich betont wird: “Ausreißer“ sind erlaubt und gewünscht – die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen.
Es gibt verschiedene Trainingsgruppen im Kinder,- Jugend und Erwachsenenbereich, die mehrmals in der Woche trainieren und auch an Wettkämpfen teilnehmen. Viel tut man beim LSV 1971 zudem, um neue Mitglieder zu gewinnen. Gerade wird eine Internetseite erarbeitet. Flyer mit den Trainingszeiten und Kontaktdaten sind schon gedruckt. Und auch Tag der offenen Tür soll im nächsten Jahr nachgeholt werden. Wenn auch nicht als große Jubiläumsfeier, so doch als Werbung für eine faszinierende und vielfältige Sportart.