Erstmalig in dieser Form wurde vom TLV ein Lehrgang „Hürdensprinten im Grundlagentraining“ in der Hartwig-Gauder-Halle in Erfurt durchgeführt. Dieser wurde von Nachwuchs-Bundestrainer Kurzhürde, Rico May, sowie TLV-Lehrwart Max-Otto Strobel geleitet, die Organisation oblag in den Händen von Steffen Droske. Eingeladen waren Thüringens beste Hürdensprinter der U14/U16 mit ihren Trainern. Der Einladung folgten 28 Athleten und 35 Trainer, darunter auch 5 Trainer des LSV71.
Athleten bringen ihre Trainer mit
Das Neue an dieser Form des Lehrgangs bestand darin, dass „wir die Athleten eingeladen haben und diese haben wiederum ihre Trainer mitgebracht. Wir sind der Meinung, dass solche Lehrgänge nur mit den Trainern funktionieren. Was das Wissen und die Erfahrung betrifft, befinden sich die Trainer alle auf einem unterschiedlichen Stand. Bei diesem Lehrgang sehen sie ihre eigenen Athleten, sehen sie im Vergleich zu den anderen Sportlern und nehmen vielleicht die eine oder andere Idee für das eigene Training mit.“ Eingeladen wurden die besten Thüringer Athleten der U14 und U16 wie Sandrine und Constantin Hilke (1. SV Gera), Lena Benne (KSSV Victoria Weimar/Schöndorf), Aspasia Winkler, Aurora Klotz (LC Jena) und Felix Wolff (ASV Erfurt). Ihre Trainer konnten die beiden Trainingseinheiten ganz entspannt von der Tribüne aus beobachten.
In seinem Einstieg in den Lehrgang machte er auf die Komplexität der Disziplin Hürdenlauf aufmerksam. Insbesondere bei den Jungs verändert sich in aller Regel alle zwei Jahre die Dimension. Es ändert sich der Anlauf zur ersten Hürde, der Abstand zwischen den Hürden, der Auslauf und die Hürdenhöhe. „Ich nehme mancherorts wahr, nicht überall, dass die Wettkampfhöhe und der entsprechende Abstand im Training gelaufen wird. Das hat seine Berechtigung, aber nicht vor einem Wettkampf. Davor wird unter anderen Bedingungen geübt. Das heißt: niedrigere Höhen und geringerer Abstand!“
Im gleichen Atemzug erklärt er auch, warum das so ist: „Wettkampfbedingungen sind Wettkampfbedingungen, da musst du Vollgas geben, um das alles gut zu schaffen. Das ist für viele Sportler nicht machbar. Vielleicht für die ganz Guten, aber wir haben nur wenig richtig Gute. Hier geht es um Übung. Du brauchst einfach eine gewisse Anzahl an Hürdenüberquerungen, weil im Wettkampf hast du nur einen Versuch, um das gut hinzubekommen. Deswegen ist es umso wichtiger, im Training erleichterte Bedingungen zu schaffen, um zu lernen und sich zu verbessern. Das Bewegungslernen steht im Vordergrund. Das ist meine Philosophie.“
Immer neue Rhythmusaufgaben
Bei der Erwärmung setzte Rico May auf die Ganzkörper-Erwärmung, die Übungen wie Kniehebe- und Hopser Lauf vor- und rückwärts, Standwaage sowie den Hürdensitz umfasste. „Das Programm ist meine Vorstellung von Gymnastik, dass wir dynamisch arbeiten. Die Sportler müssen in der Hüfte beweglich sein“, erklärte er die Auswahl. Im weiteren Verlauf wurden die Athleten in zwei Gruppen aufgeteilt, gearbeitet wurde auf zwei bahnen. Auf dem Boden lagen lediglich ein paar Hütchen und Reifen, es folgten nun unterschiedliche Rhythmusübungen. Dabei baute er wahllos Rhythmen auf und variierte den Abstand mit den Hütchen. „Versucht rhythmisch zu arbeiten, hier geht es nicht um die Geschwindigkeit“, rief er den Sportlern in der Ausführung immer wieder ins Gedächtnis.
Mit steigender Übungszahl gelang es den Sportlern immer besser mit den gestellten Rhythmusaufgaben klar zu kommen. Das gefiel auch Rico May. „Es braucht einfach Übung. Ich denke, das ist in den Vereinen die größte Schwierigkeit, wenn nicht genügend Übungszeit zur Verfügung steht. Natürlich wirken die ständigen Wiederholungen stupide, aber für die Sportler selbst ist dies immer wieder eine Herausforderung.“ Zwischen den einzelnen Übungen ging Rico May gezielt auf die Trainern zu, er gab ihnen Hinweise und Tipps. „Stellt euren Sportlern immer neue Rhythmusaufgaben.“ Zum Abschluss der ersten Einheit gab es ein Staffelspiel, das zwei Mal mit einem Gleichstand endete.
Mehr Dynamik am Nachmittag
Die zweite Einheit begann nach der Mittagspause mit dem Hürdenballett. Rico May beobachtete genau die Bewegungen der Sportler über die Hürden. „Schön die Knie hochziehen und dabei locker bleiben“, rief er ihnen zu. Dann wendete er sich wieder den Trainern zu. „Im Herbst oder jetzt im Frühjahr kann man viele solcher Übungen ins Training mit einbauen, aber keine Wettkampfabstände aufstellen.“ Nachfolgend wurde es dynamischer, was einigen Sportlern sehr entgegenkam. Ihnen fielen die Übungen wesentlich leichter. Aufgebaut waren drei Bahnen mit Hürden in unterschiedlichen Höhen – 60, 68 und 76 Zentimeter. Die Abstände wurden mit jeder Übung ein wenig länger. Es waren die kleinen Details, auf die Rico May achte und aufmerksam machte: „Versucht das Nachziehbein relativ schnell nach vorn zu bringen. Manche fliegen mir noch zu lange über die Hürden.“
Im Gesamten zeigte sich Rico May vom Leistungsstand der Athleten sehr angetan. „Sie haben gezeigt, dass sie auf einem guten Stand sind. Ich halte es für eine wichtige Geschichte, wenn die Besten des Landes gemeinsam trainieren und sich gleichzeitig die Trainer weiterbilden. Mich würde es sehr freuen, wenn die Trainer aus dem Lehrgang neue Lerninhalte mitgenommen haben und jeder etwas Kleines aus diesem Programm in sein Training einbaut“, hofft er auf einen positiven Effekt des Lehrgangs. Einen großen Dank richtete Rico May an Steffen Droske, der den Lehrgang organisierte.